Da das kühle Wetter nicht gerade zu einer Rheinfahrt lockte, waren wir 33 Mitglieder der Senioren-Union froh, dass unsere Plätze auf der „MS Rhein Cargo“ im Bug und hinter Glas reserviert waren. So hatten wir beste Sicht auf das Rheinpanorama und einer versierten Stadtführerin (ihren Namen dürfen wir nicht nennen), seit 20 Jahren tätig und seit gut einem Jahr auf dem Schiff.
Bei der Vorbeifahrt am Rheinau- und Deutzer Hafen brachte sie uns die Stadtgeschichte und alles was wir rechts und links vom Rhein sahen, launisch und in gepflegtem Kölsch nahe. Der letzte Warenumschlag im Rheinauhafen war 2003, die Entwicklung beim „Wohnen am Strom“ haben wir alle mitbekommen. Dagegen wir der Deutzer Hafen durch die ansässigen Firmen wie z.B. die Kampffmeyer-Mühle (vormals Auer und Ellmühle) und ein Schrotthandel eifrig genutzt. In die beiden Häfen konnten wir nicht fahren, dazu war unser Schiff zu groß. In südlicher Richtung ging’s bis zur Südbrücke, dann an den Poller Wiesen vorbei nach Norden.
Wir erfuhren, dass der Rhein der meist befahrene Fluss auf der Welt ist, aber bei 8,30 m ist Stillstand angesagt. Davon sind wir z. Z. aber weit entfernt, im Gegenteil: In Höhe der Einfahrten zwischen Rheinau- und Deutzer Hafen gibt es die „Kölner Platte“, die sich durch die Verbreiterung des Flussbetts ergibt. Hier wird monatlich die Höhe ausgelotet, um bei Bedarf die Fahrrinne zu vertiefen. Wenn auch im Rheinauhafen außer Privatbooten und Yachten keine Schiffe mehr anlegen, so „legen“ doch umso mehr Autos an. Das zweitgrößte Parkhaus der Welt mit 2200 Plätzen findet man dort unterirdisch.
Weiter ging es Rhein abwärts, an den ehemaligen Messehallen und am LVR-Turm vorbei ebenso am Rheinpark von 1957. Das Zeltdach über dem Tanzbrunnen wurde von dem Architekten Frei Otto „als Übung“ entworfen. 1972 wurde nach seinen Plänen das Dach über dem Olympiastadion in München gespannt.
Im Mülheimer Hafen drehten wir dann eine Runde vorbei an Gefahrgut-Frachtschiffen, die mittels blauer Kegel auf die Gefährlichkeit ihrer Ladung hinweisen müssen. In diesem Hafen ist auch Betrieb durch eine Schiffsreparaturwerft. Einige Yachten lagen an Land, vielleicht auch, weil die Saison auf dem Rhein noch nicht begonnen hatte.
Unter der Mülheimer Brücke von 1929 – die erste Brücke im „Kölner Brückengrün“ oder auch „Adenauers Brückengrün“ ging es weiter de Rhing eraff – am Stammheimer Schlosspark vorbei – zum Niehler Hafen. Dies ist der größte von Köln, der von der Stadt eigenen Häfen- und Güterverkehr Köln (HGK) betrieben wird: 480.000 qm Wasserfläche, 4 Becken, davon das 4. mit 70.000 qm Wasserfläche. In diesem überwintern die KD-Schiffe und auch Flußkreuzfahrtschiffe.
Im Niehler Hafen (erste Pläne 1912, Bauzeit von 1922 bis 1925) fielen uns die große Siloanlage der Spedition Schmitt auf, die Asphalt-Mischwerke, große Schrottmengen mit zum Teil silbrigen Stanzabfälle von FORD. Auch Pfeiffer&Langen ist vertreten. Insgesamt sind in den vier Becken 160 Liegeplätze, weil dieser Hafen auch als „Schutzhafen“ fungiert. Der Umschlag p.a. beträgt mehr als 2 Mio. Tonnen mit ca. 2200 Schiffen. Zumeist per Containerverladung.
Der Rückweg führte uns nach knapp drei Stunden froh gelaunt und gut unterhalten vorbei an der „Bastei“ von 1924, dem mittelalterlichen Türmchen, wo der „Weckschnapp“ einst gestanden hatte, dem Kunibertskloster, der jüngsten der 12 romanischen Kirchen in Köln und an dem entkernten Bau der ehemaligen Reichs- später Bundesbahndirektion.
Friedrich Knäpper